In der Zeit vom 19.06. bis 22.06. wurde in den Niederlanden die WPC – World Predator Classic (einige Personen sprachen hier von einer inoffiziellen Raubfisch-WM) ausgetragen. Es nahmen insgesamt 50 Boote aus 13 Ländern teil. Als Stützpunkt des Events wurde der Ort Hellevoetsluis auserkoren, der südlich von Rotterdam liegt. Auch wir von Vertikalangeln.com durften unter deutscher Flagge für das Team Nitro an den Start gehen.
Die Wettkampfgewässer umfassten mit dem Haringvliet und dem Hollandsche Diep eine Wasserfläche von ca. 100km², die in drei Sektoren aufgeteilt wurde. Der Sektor A (Rapala-Zone) lag im Haringvliet und reichte vom Damm bis zur Spui. Sektor B (Shimano-Zone) begann an der Spui und erstreckte sich bis an die Haringvliet-Brücke. Der Sektor C (Raymarine-Zone) lag ausschließlich im HD.
An jedem Wettkampftag mussten 7 Fische gebracht werden. Jeweils 3 Barsche, 3 Zander und ein Hecht. Jeder gefangene Fisch musste via CatchApp binnen 5 Minuten an den Ausrichter übermittelt werden. Hier gibt es für die Zukunft noch Modifikationsbedarf. Der interessierte Zuschauer konnte sich via Livestream über das aktuelle Scoring informieren. Die jeweils größten gefangenen Fische einer Gattung wurden gewertet. Am Ende des Tages wurde die Länge der größten gewerteten Fische summiert.
Die Einzelwertung bezog sich auf das einzelne Boot, dass jeweils mit 2 Anglern besetzt sein musste, einem Captain und einem Vice-Captain. Ein Team besteht aus zwei einzelnen Booten. Wir hatten das Glück mit Nitro einen Sponsor und mit dem CEO von Swat-Fishing, Christian Biereth, einen Mentor für die WPC gefunden zu haben. Wir starteten im Team Nitro 2. Mit von der Partie im zweiten Teamboot waren Sören Panse und Florian Berger. Das Team Nitro 1 bestand aus Christian Biereth mit Bootspartner Thomas Böhringer und Helmut Schoddel mit Bootspartner Matthias Trapp.
In dem Zeitraum vor der Schonzeit traf sich das Team lediglich einmal im März auf dem Wasser, um sich mal kennen zu lernen. Die anschließende Schonzeit wurde, eigentlich wie immer, für Tacklebeschaffungen und dessen Pflege genutzt. Ein E-Motor für das Heck als Alternative zum Bug-Motor (Minn Kota Terrova) wurde prophylaktisch bestellt, da ein Versagen des Bugmotors auch das Aus im Wettkampf bedeutet hätte. Leider kam der Ersatzmotor bereits beschädigt bei uns an und der hieraus resultierende latente Rechtsstreit ist zum Zeitpunkt dieses Berichts noch nicht beigelegt.
Der finanzielle Aufwand und die zu investierende Zeit zur Vorbereitung auf diesen Wettkampf sind nicht zu unterschätzen. Da die Schonzeit dazwischen lag, belief sich die maximale Prefishing-Phase zwischen dem 31.05. und dem 18.06.2014. Da unser Boot ein Hafenlieger ist, musste man über 30 Minuten Fahrzeit in Kauf nehmen, um das HD zu scouten. Dies war in der Zeit selten möglich, da es der Wind häufig nicht zugelassen hat. Alternativ befischte man an diesen Tagen die Merwede. Unter dem Strich konnten wir lediglich 4 Mal gemeinsam den Sektor C (HD) im Vorfeld der Veranstaltung befischen. In den anderen Sektoren konnten wir auf Grund fehlender Zeit kaum oder gar nicht trainieren. Diverse Teams haben sich ja schon seit Ende letzten Jahres bis zur Schonzeit gezielt auf die WPC hin vorbereitet. Das machte aus unserer Sicht wenig Sinn, da die Bedingungen im Sommer eben andere sind. Im Sommer hatten wir die Wettkampfgewässer der WPC bislang nie befischt. In dieser Zeit wird dort intensiver Wassersport betrieben und alternative Gewässer hatten bis dahin einen größeren Reiz für uns.
Die aktive Sommerangelei mit leichtem Gerät auf Barsch und Zander ist genau unser Ding und sicherlich auch unsere größte Passion, auch wenn Vertikalangeln.com auf etwas anderes schließen lässt. Diese tolle Angelei praktizieren wir jetzt schon seit etlichen Jahren sehr erfolgreich und somit versprachen wir uns eine Menge Spaß bei der WPC. Die Vertikalangelei war zwar auch in speziellen Phasen ein von uns genutztes Medium, aber im Verhältnis zu anderen Methoden eher mit kleinen Zeitfenstern.
Chillen, grillen, Fische fangen, mit Freunden auf und neben dem Wasser abhängen, übers Angeln philosophieren, Strategien für den nächsten Tag entwickeln und nebenbei noch die Fussball-WM. So in etwa waren unsere ursprünglichen Vorstellungen, die uns letztendlich zur Teilnahme bewogen haben. Die Realität stellte sich teilweise anders dar, fühlte sich aber noch besser an. Die Intensität dieses Wettkampfs war überwältigend.
Der Veranstalter hielt ein ordentliches Pflichtprogramm für die Teilnehmer bereit. Zwischen der Beendigung des Wettkampfes, der Versorgung des Bootes blieb einem nicht viel Zeit. Nach der Veranstaltung kam es zu später Stunde noch zum „Teamspeak“, bei dem man innerhalb der Mannschaft die gewonnenen Erkenntnisse teilte und sich taktisch und strategisch auf den nächsten Tag vorbereitete. Das waren tolle und intensive Momente.
Man kam meist erst zwischen 0.00 und 1.00 Uhr in die Federn. René, der eine spezielle Diät absolviert, hatte für die Tage vorgekocht und bereitete sein Essen ab 5.00 Uhr morgens neben seinem Frühstück für den Tag vor. Anmerkung Gregor: „Vielen Dank für den Wecker um 5:00 Uhr morgens!“ 🙂
Die Amerikaner, die immer in ihren Nationalfarben gekleidet waren, konnte niemand so recht einschätzen. Patrick Crawford und Larissa Switlyk hingen aber oft in unserem Teamhaus ab und man tauschte sich für den nächsten Tag aus. Ohne Vorbehalte sprach man hier zusammen, wie man es an anderen Stellen und Veranstaltungen nie erleben wird. Einfach super! Deren gezeigte Performance mit Wettkampfbeginn war überaus beeindruckend! Beide sind Fernsehgrößen in den Staaten. Patrick ist seit vielen Jahren Angelprofi und angelt vorwiegend im Salzwasser auf Haie! Larissa hat gerade erst eine Angel-Fernsehstaffel (Larissa unleashed) am Start. Von Patrick hörte man oft sein unverwechselbares „BÄÄÄÄÄÄM“, das uns durch die ganze Veranstaltung begleitete und auch von vielen Teilnehmern adaptiert wurde. Dieses „BÄÄÄÄÄÄM“ sollte uns noch lange begleiten.
Am Donnerstag dem 19.06. durfte nicht gefischt werden. An diesem Tag stand eine Menge organisatorischer Tätigkeiten auf dem Programm. Wir starteten mit dem offiziellen Einschreiben und zogen unsere Draw Order. Auf dem Zettel stand in rot eine 2! Wir mussten ein wenig schmunzeln und meinten bereits „Na dann darf die Gesamtplatzierung aber nicht viel schlechter ausfallen…“, was natürlich zu diesem Zeitpunkt noch eher als Scherz gemeint war. Nach dem Einschreiben ging es nochmal zum Security Check in den Hafen. Kurz danach folgte das Captains Briefing, die Bootsparade mit Nationalflaggen, die Flaggenparade, die offizielle Eröffnung inkl. Zone Draw und ein Welcome meal. Volles Programm für diesen Tag! Beim Zone Draw zogen wir die Raymarine Zone, was für uns bedeutete, dass wir im HD starten würden. Wir waren alles andere als glücklich mit diesem Los, da recht viel Wind angesagt war und wir das HD lieber am Sonntag bei Sonne (ähnliche Bedingungen wie im Training) befischt hätten. Aber so ist das nun mal mit dem Losentscheid und wer gewinnen will muss alle schlagen, egal wo man gerade unterwegs ist. Die Zonen waren also gesetzt. Freitag Raymarine, Samstag Rapala und Sonntag Shimano. Es konnte endlich losgehen.
Erster Wettkampftag – Zone Raymarine
Die Raymarine-Zone kannten wir am besten von allen drei Zonen, da wir hier einige gemeinsame Trainingstage verbringen konnten. Zudem war Gregor noch einige male alleine auf dem HD unterwegs. Wir waren uns recht sicher hier alle Zielfische zu fangen. Der Start verlief dann aber komplett anders als gewünscht. Am frühen morgen funktioniert nichts und wir bekamen keinen einzigen Biss. Die Taktik lautete zuerst den Zander voll zu machen, was absolut in die Hose ging. Erst gegen Mittag konnten wir zwei untermaßige Zander fangen. Also änderten wir den Plan und stellten auf Barsch um. Gesagt getan und schon kamen die ersten Fische ins Boot. 47cm, 43cm und 40cm und nebenbei noch ein Hecht von 53cm. Wie bereits im Training war die gezielte Angelei auf den Barsch sehr erfolgreich. Das brachte etwas Ruhe ins Boot und wir konnten uns auf die Zander konzentrieren. Gleich am nächsten Spot ging es dann auch schon los und wir konnten recht schnell einen 58er und einen 54er Zander landen. Der 3. Zander hätte uns fast in den Wahnsinn getrieben und wir angelten gefühlte 3h um diesen zu fangen. Als auch dieser in der Wertung war hieß es erst einmal aufatmen und ein wenig Nahrung zu sich nehmen. Gregors Freundin Anna schrieb mittlerweile per Kurzmitteilung, dass unser Boot in der Gesamtwertung auf Platz 3 lag! Damit hatten wir definitiv nicht gerechnet. Die Ansage war klar, der Hecht musste größer werden. Uns blieben noch 30 Minuten Zeit. Also neuer Spot und Hechtköder raus. Gleich nach den ersten Würfen gab es einen heftigen Biss und der Fisch hing. Leider verabschiedete sich der Bursche nach einem kurzen Drill. Verdammt… Das war ein guter Hecht der kurz am Köder hing. Wir versuchten es weiter und mussten dann aber abbrechen, da die Zeit zu knapp wurde. Pünktlich um 16:59 Uhr fuhren wir über die Ziellinie. Wer diese zu spät erreichte, riskierte Strafpunkte! Daher war es wichtig bis 17:00 Uhr über die Linie zu fahren. Am Abend wurden noch einige Korrekturen nachgereicht und wir landeten auf dem 5. Platz in der Gesamtwertung. Ein guter Start für den ersten Tag.
Zweiter Wettkampftag – Zone Rapala
„BÄÄÄÄÄMMMM“ hallte es am frühen Morgen des zweiten Wettkampftages in knapper Abfolge dreimal zu unserem Boot. Darauf hin folgten Jubelschreie und der Motor des LUNDs wurde angeworfen. Das deutete darauf hin, dass die Amerikaner die Zander gefunden und voll gemacht hatten. Ein kurzer Blick auf das Livescoring bestätigte unsere Vermutung. Die Amis hatten die Zander voll! Wir fischten an diesem Tag in der Rapala-Zone im Haringvliet. Der schwerst zu fangende Fisch in diesem Sektor war während der WPC der Zander. Unglaublich diese Amis! Hut ab! Unser Start an diesem Tag war ebenfalls recht erfolgreich. Gleich beim ersten Wurf hing ein guter 67er Zander und es folgten mehrere 40+ Barsche. Ein wirklich guter Zander ging uns leider im Drill verloren. Sehr ärgerlich, da dies wertvolle Punkte gewesen wären. Unsere Barschstrecke konnte sich mal wieder sehen lassen mit 50cm ,48cm und 43cm. Somit konnten wir uns recht früh auf die restlichen Zander und den Hecht konzentrieren. Der Zanderspot brachte leider nur einen 40+ Barsch. In unserer Nähe fischte das amerikanische Team in Ufernähe. Wir fuhren ebenfalls etwas flacher und versuchten unser Glück auf Hecht. Binnen 5 Minuten hatten wir drei harte Einschläge. Nachdem wir davon zwei nicht verwandeln konnten, landete der letzte Abnehmer im Boot. Ein 96er Hecht! Ein „BÄÄÄÄÄMMMM“ unsererseits hallte in Richtung amerikanisches Team. „Ein bisschen Druck schadet denen ja nicht“, dachten wir uns! Und obwohl wir uns gute zwei Stunden Angelzeit für die fehlenden zwei Zander heraus geangelt hatten, haben wir keinen mehr von diesen Zicken fangen können. Es war zum verzweifeln! Es fehlten am 2. Tag mithin zwei von drei geforderten Zander. Wir unterhielten uns am selben Abend noch mit den Amis, die nach der erfolgreichen Zanderpirsch den ganzen Tag diesen Spot, an dem wir den Hecht gefangen haben, bearbeiteten, aber lediglich noch einen Barsch rauskitzeln konnten. So geht es halt manchmal. Am Ende reichte es an diesem Tag für Platz 8 in der Tageswertung. Den aktuellen Stand der Gesamtwertung konnte man leider nicht einsehen, da die Tabellen nicht upgedatet wurden.
Dritter Wettkampftag – Zone Shimano
Am dritten Tag hatten die Fische dekodiert, dass da was nicht stimmte. Als uns gegen 11.00 Uhr das Fernsehteam auf dem Wasser interviewte, hatten wir lediglich einen Zander gefangen. Auf unsere Erfolgschancen angesprochen, erwiderten wir diesem, dass wir im Rahmen dieses qualifizierten Starterfeldes mit einer Platzierung unter den Top 20 zufrieden wären. Das entsprach unserer realistischen Erwartungshaltung, die wir vor der WPC hatten und den bis dahin gewonnenen Tageseindrücken. Wir wechselten mehrmals den Spot und auf einmal ging alles ganz schnell. Wir konnten alle Fische bis auf einen Zander voll machen. Die Bisse kamen im Minutentakt. Mithin, so gegen 13-14 Uhr übernahmen die „Duitsen“ die Poleposition und überholten die Spitzenreiter Luc Coppens / Jeremy Staverman. Leider waren wir, wie auch schon am Vortag, nicht in der Lage, diesen einen Zander noch zum Anbiss zu überreden trotz noch richtig viel Angelzeit. An diesem Tag alleine fingen wir mindestens 10 Barsche über 40 cm. Insgesamt, inklusive des Trainings fingen wir unglaublicher Weise über 50 Barsche zwischen 40 und 50 cm. Wahnsinn! An diesem Tag reichten unsere Fische für den Tagessieg in der Shimano Zone! Das hat uns richtig gefreut, zumal uns der 3. Zander fehlte. In der Tageswertung lagen wir auf Platz 6. Zur Gesamtwertung konnte noch niemand etwas sagen, da oft noch Fische nachgereicht wurden und das System noch immer die Werte von Tag 1 anzeigte.
The End…
Von unserer erfolgreichen Platzierung auf Platz 2 in der Gesamtwertung haben wir erst am Abend bei der Siegerehrung erfahren. Das gesamte Nitro-Team freute sich mit uns und eine sehr anstrengende, stressige aber auch sehr schöne Zeit ging dem Ende zu.
Ganz unabhängig von unserer Platzierung war es eine unglaubliche Zeit bei der WPC. Wir haben tolle neue Leute getroffen und endlich noch einmal Zeit für alte Kumpels gefunden. Angeltechnisch haben wir eine neue Stufe erreicht. Es war wahnsinnig intensiv und lehrreich. Eine tolle Erfahrung für alle Beteiligten, die wie wir auch eine ganze Weile brauchten, um wieder in der Realität zu landen.
Die Erfolge von dem gesamten Nitro-Team konnten sich sehen lassen.
In der Gesamtwertung lagen unsere Boote auf Platz 2 (Gregor Pauly, René Lehrheuer), Platz 8 (Christian Biereth, Thomas Böhringer), Platz 17 (Sören Panse, Florian Berger) und Platz 29 (Helmut Schoddel, Matthias Trapp). Unsere Nachzügler Marin Mook und Ronald Wallrabe belegten Platz 34.
In der Teamwertung belegten wir mit dem Team Nitro 2 (Gregor Pauly, René Lehrheuer / Sören Panse, Florian Berger) den 2. Platz. Das Team Nitro 1 (Christian Biereth, Thomas Böhringer / Helmut Schoddel, Matthias Trapp) kam auf Platz 3.
Zudem fing unser Nitro-Team (Sören Panse, Florian Berger) mit 52cm den größten Barsch der WPC!
An Tag 1 konnte Christian Biereth und Thomas Böhringer den Zonengewinn einstreichen, ebenso schaffen wir den Zonensieg am 3. Tag.
An Tag 1 und 2 fingen Sören Panse und Florian Berger den größten Barsch des Tages mit 51cm und 52cm.
Ein überragender Erfolg des Nitroteams!
An dieser Stelle auch noch einmal Glückwunsch an die Sieger Luc Coppens und Jeremy Staverman. Ein absolutes Ausnahmeteam! Die Jungs haben nun in weniger als 10 Monaten 3 Boote in Wettkämpfen gewonnen.
Jetzt freuen wir uns schon auf das nächste Jahr und die kommende WPC. Zur Predatortour 2015 haben wir uns auch schon angemeldet. Wir bedanken uns bei unseren Sponsoren Pikeworld (www.pikeworld.de), Sword Custom Rods und Nitro bzw. Christian Biereth (www.swat-fishing.com) für das in uns gesetzte Vertrauen.
Für weitere Sponsoren sind wir offen 😉
Und hier noch ein paar Bilder der anderen Nitro-Jungs. War eine schöne Zeit mit Euch 😉
Danke für die Einblicke ins WPC 2014, Jungs!
Super Bericht und Tolle Anglerkollegen natürlich sehr realistisch alles gute und nur so weiter lg aus Österreich Roman Team Fox Rage
Sicherlich eine tolle Veranstaltung, aber sowas als inoffizielle Weltmeisterschaft zu beschreiben ist lächerlich. Eine Meisterschaft für die mann sich nicht qualifizieren muss, sondern nur gute Kontakte, Sponsoren und Geld zählen. Auf diese Titel kann mann sich leider nicht einbilden. Karneval!!
Klasse Berichterstattung . Schön das du dir die Mühe gemacht hast einen Bericht zu erstellen , auf der WPC Homepage kann man ja nur auf Englisch darüber lesen.