Angeln auf Curacao

Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Wer kann sich noch an den Zeitraum Oktober – Dezember 2017 erinnern? Warum frage ich das? Weil es in dieser Zeit einfach nur grau war und es viel geregnet hat. Um diesem tristen Bild in 2018 zu entgehen, entschlossen wir uns zu einer Karibikreise nach Curacao inkl. einiger Angelausflüge. Durch den bereits bestehenden Kontakt zu Dirk (Deckie Dirk Fishing Curacao) waren die Details schnell geklärt. Wir buchten Flüge, Unterkünfte und Auto fast 1 Jahr im Vorfeld und freuten uns auf einen entspannten Urlaub in der Karibik.

Gut ein Jahr später war es dann auch endlich soweit und wir starteten ab Amsterdam mit KLM in Richtung Sonne. In Europa wurde es langsam, nach einem Knaller-Sommer, immer kälter und wir freuten uns auf die warmen Tage. Vor Ort war alles recht schnell geregelt. Wenn man eine Unterkunft bei Dirk bucht ist der Transfer vom und zum Flughafen inklusive, was die Sache extrem einfach macht.

Geplant waren 10 Tage Aufenthalt in einem Bungalow bei Dirk und danach sollte es für 4 Tage in ein Hotel in der Hauptstadt gehen. Von den 10 Tagen bei Dirk waren 4-5 Angeltage eingeplant, je nach Lust, Laune & Wetter. Den ersten Urlaubstag verbrachten wir mit ausschlafen, einkaufen und kurzem Trip an einen gut bekannten Strand zum Schnorcheln.

Am Abend kam Dirk vorbei und wir besprachen die Details für den ersten Angeltag. Wie immer gab es keine Fanggarantie, aber die Jahreszeit November-Dezember soll sehr gut sein für Thunfische und Wahoos.

Die Angeltage starten immer recht früh, was einen echten Angler kaum schocken kann. Zudem hat man dort einfach den Vorteil, dass die innere Uhr noch nach MEZ tickt und deshalb ist man um 5 Uhr morgens so oder so top fit und hellwach. Beim Zähneputzen noch schnell den Sonnenaufgang beobachten, Kühltasche packen und ab ins Auto. Praktisch, Dirk nimmt die Angler aus seinen Bungalows direkt mit zur Slippe, wo er sein kleines Boot ins Wasser lässt. Der Strand ist bis auf einige lokale Fischer menschenleer und die kleinen Wellen schlagen langsam auf den Sand. Das Boot ist schnell geslippt und wir starten mit Gummi Makks auf kleine Thunfische / Köderfische. Nach wenigen Minuten kommen die ersten Bisse und die ersten kleinen Thunfische sind im Boot. Dirk steckt jeweils 1 in ein selbstgebautes Lifewell-System (Tuna Tubes), damit die Fische möglichst lange überleben. 1-2 größere Exemplare nimmt er für uns als Sashimi mit nach Hause. Mit dem Lifebait ziehen wir unsere Kreise, erst im tiefen (>200m) dann im flacheren (40-60m) Wasser. Sobald wir in die flacheren Regionen kommen werden die Köfis nervös. Ein kurzer Ruck an der Schnur und danach ein leichtes Zittern verrät uns, der Köfi wurde von einem Räuber attackiert und vermutlich hängt nur noch der Kopf am Haken. Und so war es dann auch. Ab und an hing mal ein kleiner Barracuda, die größeren Exemplare waren noch nicht in Sicht.

Also ging es wieder auf Köfi-Fang und ich bekam einen Biss. So ein kleiner Thun zieht keine Schnur von der Rolle, aber hier und da kämpft er schon ganz ordentlich. Kurz bevor ich den Thun sehen konnte gab es einen erneuten Ruck und es ging schnell abwärts. Der Fisch nahm ohne Probleme 40-50 Meter Schnur von der Rolle. Im ersten Moment etwas perplex realisierte ich langsam, dass dort etwas Größeres meinen Thun attackiert haben musste. Leider ohne Haken an der richtigen Stelle, denn der Thun hatte ja eigentlich auf den Gummi Makk gebissen und den Köder im Maul. Und so kam was kommen musste und der Widerstand war plötzlich weg, nur das bekannte leichte Zittern war noch da. Als der Köder zum Boot hoch kam sah man auch schon den abgetrennten Kopf und einen großen Schatten (Polbrille sei Dank) hinter diesem. Die Spannung stieg nochmal an und Dirk machte sofort einen Köderfisch fertig den er ins Wasser beförderte. Und tatsächlich attackierte der Fisch auch diesen Köder, blieb aber leider nicht hängen.

Und  wieder ging es auf Köfis und danach ins tiefere Wasser. Beim nächsten Biss auf Köfi hatte Anna die Rute in der Hand und der Fisch nahm gleich ordentlich Schnur von der Rolle. Dirk sagte sofort einen besseren Barracuda an. Nach verhältnismäßig kurzem Drill war der Fisch gelandet und Anna konnte ihren ersten Barracuda präsentieren. Im Vergleich zu den kleinen Exemplaren aus dem Flachwasser machte dieser echt was her. Wir verbrachten noch ein wenig Zeit mit Köfis fangen und fuhren immer wieder die Kanten ab. Hier und da gab es noch weitere Attacken, aber bis auf einen mittelgroßen Barracuda ging nichts mehr.

Auch wenn wir nicht alle Bisse verwerten konnten, der erste Angeltag war durchaus sehr gelungen und wir fuhren zufrieden nach Hause in unseren Bungalow zurück. Angefixt durch diesen Tag ging es am Folgetag gleich wieder raus. Und um es kurz zu halten, ein paar Köfis und Sashimi Thunas blieben hängen, ansonsten tat sich nichts.

Nach diesem Tag machten wir bzgl. Angeln ein paar Tage Pause und genossen das (noch) schöne Wetter. Die Insel bietet sehr viele Anlaufstellen für Taucher, Schnorchler und Sonnenanbeter. Was wir zum Zeitpunkt der Buchung zwar wussten aber etwas unterschätzt hatten war die aktuelle Regenzeit auf Curacao. Normalerweise regnet es für 20-30 Minuten pro Tag und dies auch nur alle paar Tage. Leider gibt es nach Aussage der Einheimischen alle 7-8 Jahre eine extremere Periode und genau diese hatten wir nun erwischt. Einige Tage fielen leider regelrecht ins Wasser und unser Aufenthalt bei Dirk neigte sich dem Ende zu. Kurz vor der geplanten Umsiedlung ins Hotel planten wir noch 2 Angeltage ein, an denen das Wetter etwas besser aussah.

Am ersten der beiden Tage lief alles wie schon gehabt, wir fuhren mit Köfi an der Küstenkante entlang als plötzlich ein heftiger Ruck durch die Rute ging. Da wir 3 Ruten draußen hatten mussten 2 möglichst schnell eingeholt werden. Der Fisch nahm die ganze Zeit Schnur und urplötzlich war der Kontakt weg. Damn! Guter Fisch und den dann auch noch verloren. Kleinere Barracudas waren mittlerweile keine Herausforderung mehr und kamen fast auf Ansage im Flachwasser, wir wollten aber unbedingt noch einen großen Fisch fangen! Ob Wahoo oder Thun war uns dabei egal. Somit setzten wir alles auf den letzten Angeltag.

 

Das Beschaffen der Köfis war nicht ganz so einfach wie am ersten Tag, aber hier und dort gab es Bisse und wir konnten zwei Köfis ins Boot holen. Also volles Risiko und ab ins tiefe Wasser. Entweder der größere Fisch kommt heute oder das wars für diesen Urlaub. Wir zogen unsere Kreise im tiefen Bereich um eine Art Plateau herum. Ein lokaler Fischer war ebenfalls dort und fing einige Thunfische. Als wir gut 100m von ihm entfernt vorbei fuhren wurde der Köfi nervös. Es gab einen Ruck, Dirk übernahm kurz die Schnur und gab mir als die Bremse ging sofort die Rute. THUNA! war die Ansage.

Der Fisch nahm Schnur wie ein Zug der gerade von uns weg marschierte. Dirk fischt fast ausschließlich mit leichtem Material. Die Ruten haben 40-80g WG und sind mit 5000er Rollen bestückt. Das macht es deutlich schwieriger größere Fische zu landen, dafür ist der Spaßfaktor umso höher.

In den ersten Minuten konnte ich nur zuschauen wie der Fisch Schnur von der Rolle nahm. Dirk versuchte in der Zeit mit dem Boot dem Fisch entgegen zu fahren bzw. den Fisch immer auf meiner Seite zu halten, damit die Schnur nicht in den Motor kommen konnte. Da wir mittlerweile auch schon fast Mittag hatten brannte die Sonne ordentlich vom Himmel und das Pumpen des Fisches machte mir langsam müde Arme. Immer wenn ich dachte ich hätte 10m gewonnen, nahm der Fisch 20-30m Schnur und zog ab. Das ging eine Zeit so weiter bis das Tier irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit langsam im glasklaren Wasser tief unter uns auftauchte. Das Bewegungsmuster sah merkwürdig aus, fast so als wäre der Fisch seitwärts oder im Schwanzbereich gehakt. Er zog langsam seine Kreise (circle of death) und machte uns (und vor allem MIR!) noch ordentlich Arbeit. Nach etlichen Fluchten gelang es Dirk endlich das Gaff zu platzieren und er hakte den Fisch sicher und holte ihn sofort ins Boot. Ich war total fertig, der Schweiß lief vom Gesicht runter und ich glaube Anna hat sich mit Dirk ein wenig über mich Lustig gemacht. Egal, der Fisch war drin und für mich war der Angeltag gelaufen. Ganz ehrlich, nach solch einem Fight hatte ich keine Lust mehr auf einen weiteren in der Kategorie. Dagegen ist jeder Meterhecht „Spielzeug“. Ich hatte beim Drillen das Zeitgefühl komplett verloren, aber wie wir nachher sehen konnten dauerte der Drill ca. 50 Minuten!

Wir begutachteten die Schnur und sahen auch recht schnell warum der Bursche so viel Kraft hatte. Der Haken saß tatsächlich im Rücken- / Schwanzbereich und nur der Wirbel saß im Maul. Das führte irgendwie dazu, dass der Fisch ungemein viel Kraft aufbringen konnte. Ich habe schon Hechte bis 1,08m und Karpfen bis 20 Pfund beim Spinnangeln im Schwanz gehakt, aber absolut nichts kommt an diese Kraft heran. Diese Fische werden einfach nicht müde! Dirk wog den Fisch und die Wage zeigte 17-18kg an. Ich habe keine Ahnung ob dies viel oder wenig ist. Fakt ist, dass mir dieser Fisch wohl für immer in Erinnerung bleiben wird. Und letztendlich zählt nur das alleine.

Positiv gestimmt versuchten wir noch einen Fisch für Anna zu finden, außer warmen Regenschauern tat sich an diesem Tag aber nichts mehr.

Am Folgetag ging es für uns nach Willemstadt in die Hauptstadt. Dort verbrachten wir die letzten 4 Urlaubstage in einem kleinen Hotel, fuhren noch etwas über die Insel und genossen das warme Klima und die gute Küche der Insel. Dirk war so nett und hatte und das Auto, welches ursprünglich im Paket mit dem Bungalow gebucht werden konnte, für die letzten 4 Tage bis zur Heimreise überlassen. Nach der Übergabe des Jeeps brachte Dirk uns wieder zum Flughafen und wir traten die Heimreise an.

Wer mal auf Curacao ist, sollte unbedingt einen Trip mit Dirk machen. Er ist sehr freundlich und hat in den vielen Jahren auch viel Erfahrung sammeln können. Die Preise sind im Vergleich zu den Voll- oder Teilcharter Angeboten sehr moderat und mit dem leichten Material macht auch ein kleinerer Fisch viel Freude. Wir werden ganz bestimmt irgendwann einmal zurück auf die Insel fliegen, für die nächsten Jahre haben wir uns aber schon auf ein paar andere Ziele eingeschossen.

http://www.amazing-view-bungalows-curacao.com/

 

2 Gedanken zu „Angeln auf Curacao

  1. Ein sehr schöner Bericht ! Macht definitiv Lust auf Angeln und Urlaub!
    Darf man fragen was die Reise alles in allem gekostet hat?
    viele Grüße
    Chris

  2. Hey Christian,
    na klar. Also die Flüge lagen bei ca. 650 Euro p.P. (Direktflug ab Amsterdam). Die Unterkunft inkl. PKW bei Dirk waren glaube ich 70-80 Euro pro Tag. Und pro Angelausflug kamen ca. 200 Euro dazu. Supermarkt etc. ist ein wenig teurer als hier, hält sich aber echt in Grenzen. Mit 2 Personen am Abend raus gehen waren je nach Restaurant 50-80 Euro. Wir hatten nachher noch ein Hotel und haben 2 Touren gemacht. Die genaue Summe habe ich nicht mehr im Kopf, aber es müsste um die 3.000 – 3.200 Euro für 2 Personen gelegen haben.

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